Während die Digitalisierung in der Gesellschaft über viele Jahre hinweg nahezu beiläufig vorangeschritten ist und viele Industriezweige sich mit der Zeit modernen Technologien bedient haben, um Produktions- und Arbeitsprozesse zu automatisieren, wird der Immobilienwirtschaft noch immer nachgesagt, dass sie den Innovationen hinterherhinkt. Mittlerweile aber werden zahlreiche komplexe Geschäftsprozesse digital abgebildet – natürlich auch im Bereich des Managements bzw. der Verwaltung von Immobilien.
Einige digitale Schritte sind getan – stehen bleiben funktioniert aber nicht
Einige Unternehmen der Immobilienwirtschaft habe die ersten Schritte zur digitalen Arbeitsweise erfolgreich gemeistert. Um aber weiterhin zukunftsfähig bleiben, brauchen sie und besonders die noch nicht digital aktiven Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie, um mit den daraus resultierenden Kosten- und Aufwandsreduzierungen ökonomische Vorteile für sich zu schaffen und ihren Service an die gegebenen Standards unserer Zeit anzupassen. Für die Unternehmen bedeutet das, die Einführung neuer Geschäftsmodelle weiterhin zu forcieren oder schnellstmöglich damit zu starten.
Marktlage zu gut für das Anstreben von Veränderungen
Viele Branchenbeteiligte verspüren jedoch keinen Druck bei der Umgestaltung ihrer Prozesse hin zu digitalen Arbeitsweisen. Der Immobilienbranche geht es zurzeit wohl zu gut, um über Veränderungen nachzudenken – das Innovationsverhalten ist noch immer moderat, weil die Marktlage in der Immobilienwirtschaft hervorragend ist. Mit einer anderen, schlechteren Marktsituation würde der Druck sich vergrößern und auch die Innovationsaktivitäten würden steigen. Jedoch haben die etablierten Unternehmen keinen Zwang, denn Standort und Netzwerke sind bisher noch immer die entscheidenden Erfolgskriterien.
Der Transformationsdruck, um sich anzupassen, neu aufzustellen und Innovationen einzuführen, ist also mäßig. Doch wachsen die Anforderungen an die Immobilienwirtschaft auch immer mehr von außen – von Kunden, Mietern und Dienstleistern oder Akteuren aus Bauindustrie, Finanz- und Versicherungsbranche und sogar der Kommunalverwaltungen. Die Digitalisierung verändert das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Akteure. Im Fall der Immobilienwirtschaft betrifft dies über das eigene Unternehmen hinaus im engeren Sinn die Kunden/Mieter und die zu verwaltenden Gebäude. Je höher der Digitalisierungsgrad einer der Akteure, desto wichtiger das Nachziehen der anderen, damit ein optimales Netzwerk entsteht. Die Prozesse in der Immobilienwirtschaft müssen also so gestaltet werden, dass sie einerseits die internen Kompetenzen, Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle im Betrieb optimal unterstützen, andererseits aber auch die außerhalb des Unternehmens liegenden Aufgaben adäquat bearbeiten können.
Trends für die digitale Immobilienwirtschaft
Aber neben den mittlerweile schon häufig etablierten digitalen Technologien warten schon jetzt wieder die Innovationen der Zukunft – neue digitale Lösungen und Technologien – auf die Immobilienbranche. Welche Trends für die Branche von Interesse sein können, möchten wir Ihnen vorstellen:
Für den Betrieb und die Verwaltung von Immobilien werden Smart-Home Lösungen und Smart-Building Technologien in der Zukunft immer wichtiger. Abgesehen von den klassischen Funktionen wie Licht, Heizung lassen sich bereits heute viele weitere Smart Home Geräte über die Lautsprecher „Alexa“ von Amazon und „Google Home“ steuern. Dazu gesellen sich auch die Smart-Meter für das Ablesen/Übermitteln von Verbrauchswerten bei Strom, Gas und Wasser – die besonders für die Versorger und die Immobilienverwaltung interessant sind. Die Technologien entwickeln sich stetig weiter und werden so immer mehr Einzug in privaten Haushalten und somit auch in die Immobilie erhalten. Im Bürokomplexen und Gewerbeimmobilien lassen sich mithilfe von IoT-fähigen Sensoren und einer digitalen, intelligenten Steuerung von Immobilien Kosteneffizienz und Nutzerkomfort deutlich steigern.
Moderne Sensoren, verknüpft mit Smart-Building-Plattformen, wie Cobundu von Spacewell, sowie die immer besser werdende künstliche Intelligenz werden das Nutzen und Verwalten von Immobilien zukünftig maßgeblich verändern. Künstliche Intelligenz beschreibt digitale Lösungen, die anhand von Algorithmen, also erlernter Regeln, Daten auswerten, Entscheidungen treffen bzw. Handlungen ausführen. Findet beispielsweise ein Meeting in einem Konferenzraum eines Büros statt, erkennen Sensoren die Nutzung des Konferenzraumes und senden die Daten an die Smart-Building-Plattform. Die darin integrierte künstliche Intelligenz veranlasst beispielsweise die Temepraturanpassung in dem Raum und beauftragt das Facility Management nach Ende des Meetings für die Reinigung. Bleibt der Raum leer, regelt die Smart-Building-Plattform die Temperatur kostensparend und das Reinigungsdienstleister muss den Raum nicht reinigen – energiesparend und kostensparend zugleich.
Mit Sensorik versehene technische Anlagen und Bauteile verschaffen zudem eine Steigerung der Effizienz in der Arbeitsweise eines Immobilienmanagements. Die Vernetzung der technischen Anlagen, wie Aufzüge und Heizungsanlagen oder von Bauteilen wie Schrauben, Rohren oder Verbindungsteilen birgt besonders im Betrieb von Gebäuden immense Vorteile. Das Schlagwort hier ist Predictive Maintanace (“vorausschauende Wartung”) – das intelligente System ermöglicht es Unternehmen, bevorstehende Defekte oder Störungen von Geräten frühzeitig zu erkennen. Betriebe können Reparaturmaßnahmen einleiten, bevor der jeweilige Schaden eintritt.
Predictive Maintenance arbeitet mit verschiedenen Technologien, um Störquellen ausfindig zu machen. Ein wichtiges Element sind Sensoren, die via Ultraschall-, Vibrations- oder Temperaturmessung potenzielle Problembereiche in Geräten aufspüren. Sobald etwa die Betriebstemperatur einer Maschine einen kritischen Wert erreicht, erkennt der jeweilige Sensor den bevorstehenden Ausfall und schlägt Alarm.
Mit Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) entwickeln sich zwei Technologien immer weiter, und kommen für die Planung beim Bau und die Vermarktung von Immobilien immer mehr zum Einsatz. Dahinter verbergen sich Technologien, die eine virtuellen Rundgang durch Gebäude ermöglichen oder die Realität und virtuelle Informationen verbinden. Durch AR ist es beispielsweise möglich, mit dem Tablet-PC Möbel virtuell in einer leeren Wohnung zu platzieren oder 3-D-Modelle von Bauprojekten nicht mehr nur auf dem Bildschirm zu betrachten, sondern direkt ins Stadtbild einzufügen.
Mithilfe von 3-D-Modellen wird auch das Building Information Modeling (BIM), die vernetzte, kooperative Arbeitsmethode für Planung, Bau und Nutzung von Gebäuden zu Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette von Immobilien beitragen. Sie werden dabei über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg mitsamt aller relevanten Informationen digital abgebildet. Ein digitaler Zwilling von Gebäuden ermöglicht einen Datenaustausch zwischen allen am Projekt beteiligten Personen und die Zusammenführung sämtlicher Daten in einem Ökosystem, um sowohl den Bau nachhaltiger vorzubereiten und durchzuführen als auch den Betrieb erheblich effizienter zu gestalten.
Auch wenn sie schon weit verbreitet ist wird die Cloud Nutzung und das Cloud Computing weiterhin ein zentrales Thema bei der Nutzung von Daten sein. Die flächendeckende, unabhängige Verfügbarkeit von Daten in einer Cloud ist ein entscheidender Faktor für die Nutzung und Verarbeitung von Informationen aus den Smart-Buildings. Daneben schafft Cloud Computing die Möglichkeit flexibler Arbeit – denn mittlerweile ist nicht nur das Speichern von Daten möglich, sondern auch die Rechenkapazitäten zentral in der Cloud zur Verfügung zu stellen. Dies macht die Nutzung von komplexen und umfangreichen Programmen auch auf kleinen und günstigen Geräten genau wie die Bezahlung von Rechenleistung nach Verbrauch möglich.
Für die Speicherung von wichtigen Daten in der Cloud ist die Datensicherheit ein zentrales Thema. Dabei wird die Blockchain-Technologie ihre Vorteile ausspielen können. Mit der Blockchain-technologie werden Daten dezentral und unveränderlich gespeichert. Besonders hilfreich ist das Systeme in Bereichen, in denen wichtige personen- und finanzbezogene Daten ausgetauscht werden und viele Akteure miteinander interagieren. In der Immobilienwirtschaft kann die Blockchain-Technologie aufgrund ihrer technischen und konzeptionellen Struktur zukünftig beispielsweise für Smart Contracts also digitale Verträge genutzt werden. Weil somit kein Notar o .ä. benötigt wird, sinken einerseits Kosten und Hürden für Transaktionen, während aufgrund der Dezentralität der Daten andererseits die Transparenz steigt.
Fazit
Und auch wenn es vielleicht keiner mehr hören kann: Die Immobilienwirtschaft muss den digitalen Trends über kurz oder lang folgen – auch weiterhin. Wenn ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein will, muss die Dienstleistung für den Kunden im Mittelpunkt stehen – egal, ob der Service für den Mieter oder den Investor eines Immobilienprojektes. Das Angebot und die Arbeitsweise von Unternehmen der Immobilienwirtschaft muss von dessen Bedürfnissen ausgehend gedacht werden. Und diese Bedürfnisse finden heute größtenteils digital statt und werden von vielen Wirtschaftszweigen auf digitalem Weg bedient. So gewöhnen sich Kunden immer mehr an den einfachen Weg. Daneben stehen die Unternehmen immer mehr unter einem gewissen Margendruck – günstige Preise stehen gegen hohe Personalkosten und ergeben letzten Endes häufig geringe Margen für die Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Hier sind digitale Systeme und Tools fast schon die Voraussetzung dafür, möglichst effizient zu arbeiten. Mittlerweile wird deutlich, dass einfach mal abwarten dabei nicht der richtige Lösungsansatz für die Immobilienbranche ist. Denn diese Haltung führt dazu, dass Unternehmen, die sich nicht verändern, aus dem Markt gedrängt werden.